3Wege Aktivbox SARDEC CH-2

Eines vorweg. Diese Box ist NICHT von mir gebaut worden, obwohl ich das sicher gerne gemacht hätte! Ich bin lediglich im Besitz der Leergehäuse und der weitest gehenden Baubeschreibung der Elektronik. Damit wäre ich auch im Stande, die gesamte Elektronik aufzubauen. Wer an genau diesen Boxen Interesse hat, kann mir dies per Mail bekannt geben. Ich bin bereit, diese bei entsprechender Einigung abzugeben. Über den Rest kann man sich dann unterhalten. Ich kann sie leider selbst nicht mehr zum Einsatz bringen.

Hinweis: Leider konnte ich nicht alle Bilder in Farbe auftreiben. Ich bitte dies zu entschuldigen.


Dieser Artikel soll nur einmal aufzeigen, wie ein perfekt entwickelter Studiomonitor aussehen kann. Diese Box wurde von der Firma SARDEC AG in der Schweiz im Auftrag entwickelt. An der Entwicklung waren die besten Audioingenieure der Welt beteiligt. Diese Box ist nicht für den Verkauf an Privatpersonen vorgesehen. Sie ist ausschließlich für Tonstudios vorgesehen! Der (ehemalige) Preis von ca. 40.000,- DM / Paar läßt daran auch kaum Zweifel aufkommen. In anbetracht dessen, was dieser Monitor abzugeben in der Lage ist, erscheint der Preis aber eher als günstig.

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SARDEC steht für Swiss Accoustic Research & Development Engineering Company. Diese Firma hat ihren Sitz in der Schweiz in Frick.

Hier folgt nun ein kleiner sinngemäßer Auszug aus der Entstehungsgeschichte der CH-2. Das vollständige Manuskript darf ich an dieser Stelle nicht ohne Genehmigung von SARDEC veröffentlichen! Dies würde wahrscheinlich aber auch den Rahmen sprengen. Dafür darf ich zumindest einen Auszug davon zeigen, was aber schon deutlich macht, wo es lang geht.

Es lohnt sich aber trotzdem, diesen Artikel gründlich zu lesen, da hier einige sehr sinnvolle Tipps stehen, die man auf vielen anderen Seiten zumindest aus fachlicher Sicht vermisst. Das ist eigentlich schade.


Lautsprecher mit ideal flachem Frequenzgang im reflexionsfreien Schallmessraum klingen in den Studios trotzdem unterschiedlich.

Sinn und Zweck unserer Arbeit war, einen akustischen Wandler zu entwickeln, der praktisch unabhängig von akustischen Gegebenheiten der Abhörräume ein konstantes Klangbild liefert. Die unterschiedlichen Reflexionsflächen dürfen somit nicht beschallt werden, sondern lediglich der Platz des Tonmeisters am Mischpult. In der Praxis heißt dies: ein Feld von 3 m Breite und 1 - 2 m über dem Boden muß direkt beschallt werden und der Reflexionsanteil - der immer unabhängig verfärbt wird - darf dort nur einen unhörbaren Energieanteil aufweisen.

Wird dies erreicht, kann sich der Tonmeister an seinem Arbeitsplatz völlig frei bewegen incl. sitzen und stehen und hat in jedem Abhörstudio das selbe Klangbild, da der optimale Abstrahlwinkel des Lautsprechers konstant bleibt, steht in kleinen Räumen ein schmalerer Arbeitsbereich und in großen Räumen ein breiterer Bereich zur Verfügung.

Digitalproduktionen verlangen geradezu nach so einem raumunabhängigen Wandler. Mangels preisgünstiger Schneidemöglichkeiten wird die Schnitt- und Endabmischung vielfach vom Tonmeister nicht mehr in seinen Räumen, sondern bei der Hardwareindustrie vorgenommen. Dort steht dann eine perfekte Elektronik in einem beengten, akustisch ungünstigen Raum. Die verwendeten Lautsprecher sind musikalisch fremd oder klingen in diesem Räumen völlig ungewohnt. So ist es nicht verwunderlich, daß dort fertiggestellte Musikproduktionen anschließend unter gewohnten Studiobedingungen plötzlich den Tonmeister nicht mehr befriedigen.

Mit einem praktisch programmunabhängigen Monitor wird das Problem hinfällig. Musikkritiker, die das selbe System benutzen, wissen dann endlich, wovon sie sprechen, wenn sie den Klang und die Auflösung einer Produktion kritisieren ... Daß dieser Monitor nicht nur auf Raumunabhängigkeit, sondern auf kompromisslose Reproduktion gezüchtet wurde, versteht sich von selbst.

Bei der Konstruktion eines Monitors, der den Zweck hat, jedes Signal im Hörbereich optimal zu übertragen, mußten zuerst die vorhandenen Systeme analysiert werden, und da trafen wir auf sehr viele akustische Kompromisse aus preislichen Gründen, die dann zum Prinzip erhoben wurden.

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An dieser Stelle muß ich leider mit der Beschreibung aufhören, da es ab hier sehr tief ins Detail ginge und das darf ich wie bereits gesagt nicht veröffentlichen. Ich bitte daher um Verständnis. Aber wer mehr wissen will, kann sich mit mir in Verbindung setzen, dann gebe ich auch die Bedingungen bekannt.


Gewisse Grundlegende Angaben mögen mir aber doch gestattet sein. Gehen wir mal ein wenig auf die (groben) Details in Kurzform ein. Diese 3 Wege-Lautsprecherbox (links im Bild) mit ihrem etwas ungewöhnlichen Design ist nicht von ungefähr so "geformt" worden. Diese Form ist schlichtweg zweckgebunden, da sie nicht für den Heimbereich "zum ansehen" gedacht ist, sondern nur für Tonstudios und dort will man was gutes hören und nicht unbedingt was gutes sehen. Sie verfügt über einen Aktiveinschub mit 6 Mosfet-Endstufen von je 200W/8Ohm. Diese Endstufen werden durch eine spezielle Aktivweiche angesteuert. Die Box arbeitet im gesamten Hörbereich von 20 Hz - 20kHz mit einem Schalldruck von 120 dB und das absolut linear! Das, genau genommen, die 2 Netzteile (pro Box) sind je 600 Watt stark und je nach Bedarf in Drehstrom ausgeführt. Das Einschalten kann manuell über ein Relais-Arbeitskontakt (12V/10mA) oder über IR-Handsender erfolgen. Das geschieht selbstverständlich nur über eine sanfte Einschaltverzögerung. Die Eingänge sind in symmetrischer und asymmetrischer Form vorhanden. Die gesamte Box besteht aus zwei Teilen: dem unteren Bassteil und dem oberen Mittel- und Hochton Teil.

ch-2el-k.jpg (3520 Byte)ch-2in-k.jpg (3237 Byte)In dem unteren Bassteil ist die gesamte Elektronik (Bild links) und die drei Bässe eingebaut. Die Elektronik ist an der Rückwand des Unterteils in einem dafür vorgesehen Ausschnitt eingebaut. Dabei ragen nur noch die gewaltigen Kühlkörper (300 x 700 x 40 mm) der Endstufen aus dem Gehäuse heraus. Die Bässe sind direkt mit den entsprechenden Bass Endstufen verbunden. Der Mittelton (na ja eigentlich Breitbänder, dazu später) und die Hochtöner sind nach oben, an dem Übergang zwischen dem Unter- und dem Oberteil "durch die Decke" verbunden (im Bild rechts zu sehen, das Dämpfungsmaterial ist zur besseren Sicht heraus genommen). Im rechten Bild ist auch sehr gut ein Teil des "Mitteltöners" Quad ESL63 zu sehen. Ober- und Unterteil sind zwei völlig getrennte Gehäuseteile, die nur übereinander gestellt und dann miteinander verbunden sind.

ch2-oben-k.jpg (3081 Byte)ch-2-ht-k.jpg (1563 Byte)Im oberen Teil (Bild links) sind der Mittelton, die Hochtöner und die Anzeigeelektronik untergebracht. Die Digitalanzeige ist bei einem klick auf das linke Bild gut zu erkennen. Sie zeigt diverse Betriebszustände an. Der IR-Empfänger ist ebenfalls hier untergebracht. Der "Mitteltöner" ist ein Quad ESL63 Elektrostat, der hier allerdings nicht als "Fullrange" sondern nur als Mittelton arbeitet. Dafür klingt er in dem für ihn vorgesehenen Arbeitsbereich am besten und kann hier seine Fähigkeiten voll ausspielen. Aber er ist wegen der hohen Verstärkerleistung innerhalb seiner Elektronik modifiziert worden. Er hat selbstverständlich seine eigene Endstufe. Für den Hochtonbereich sind 6 Stück EAS 10TH400 Bändchen von Technics eingesetzt (Bild rechts). Sie sind in zwei Gruppen zu je 3 Stück aufgeteilt. Jede dieser Gruppen bekommt ihre eigene Endstufe. Es sind in jeder Gruppe drei Bändchen parallel geschaltet. Jedes einzelne Bändchen verfügt über eine eigene Sicherung gegen Überlastung. Die Bändchen sind an der Front von beiden Seiten mit einem Schaumstoffkeil eingerahmt. Diese Keile sollen die seitliche Abstrahlung der Hochtöner in die gewünschte Richtung lenken, indem sie eben die seitlichen Schallanteile bedämpfen. Die Bändchen selbst sind wie auch die Bässe modifiziert. Eine detailierte Beschreibung der Bändchen siehe auch TH400.

Die Bässe sind modifizierte PSL 385/400 GJW von ISOPHON. Derer sind in jeder Box 3 Stück eingebaut (Bild links) und mit je einem eigenen Endverstärker über Berilliumkontakte (0,2 Ohm Übertragungswiderstand) verbunden. Damit stehen allein mit der Bassbox 600 Watt zur Verfügung. Die gesamte Abstrahlfläche der Bässe beträgt über 2400cm². Man bedenke, das hier auch noch bei 20 Hz ein Schalldruck von 120dB erreicht wird! Das Bassgehäuse ist, wie sollte es auch bei solchen Boxen auch anders sein, geschlossen. Das Gehäusematerial besteht aus 45mm starkem Elementen großer Steife und hoher Dämpfung. Durch die geringen Innenabmessungen könnte die erste stehende Welle - mit geringer Intensität - erst bei bei 425 Hz entstehen. In der Praxis tritt auch diese nicht auf, da das System schon bei rund einem drittel dieser Frequenz aufhört zu arbeiten. Die Schreinerarbeiten sind übrigens eine absolute Meisterleistung.

ch2-presse-k.jpg (31505 Byte)Und hier einige Pressestimmen: Um den Text lesen zu können, genügt ein Klick auf den verkleinerten Auszug. Achtung, das Bild ist relativ groß, daher kann das Herunterladen einige Zeit in Anspruch nehmen.

Auch die Kopierqualitäten sind nicht unbedingt das nonplusultra. Leider habe ich kein anderes Grundmaterial bekommen, sodaß wir damit vorlieb nehmen müssen.

Dafür sind die Artikel aber schon sehr überzeugend und ich bin mir sicher, das der/die Eine oder Andere gerne diese monströsen Boxen bei sich zu hause stehen hätte.

Kann man ja auch verstehen, wenn man bedenkt, das es ja eigentlich Studiomonitore sind, die sich der "Otto-Normal-Verbraucher" zum Einen wohl kaum erlauben kann, zum Anderen auch sowieso nicht daran kommt.

Mir selbst war es nur vergönnt, die Leergehäuse davon zu bekommen. Aber selbst diese waren schon sauteuer. Sie sind allerdings auch eine wahre Augenweide, für den, der Spaß daran hat. 

Leider hat sich für mich, bedingt durch Familiere Gegenstimmen, die Situation ergeben, das ich diese Traumteile nicht in Betrieb nehmen "darf", da sonst der Haussegen schief hängen würde. Daher wurden sie schweren Herzens wieder verkauft.

Technische Daten: bezogen auf die Originalbestückung

Nennleistung / Box 6 x 200 Watt Sinus
Gesamtschalldruck 120 dB bei 20 Hz - 20 kHz
Frequenzbereich 20 - 20000 Hz
Trennfrequenzen 160 Hz / 6000 Hz / 24 dB
Gewicht 180 Kg
Abmessung B x H x T 1000 x 1750 x 780 mm

Anmerkung: Die technische Beschreibungen sind dem Original-Manuskript zur Box in gekürzter Fassung entnommen. Die Bilder stammen zum Teil ebenfalls aus diesen Script, zum Teil aber auch aus dem ELEKTOR Sonderheft Elektor plus 1 Hifiboxen und dem Entwickler der Box selbst. An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit ergreifen und mich bei Elektor, SARDEC und dem Entwickler für den wunderbaren Stoff zu diesem Thema bedanken.

Wer noch mehr über diese Boxen wissen möchte, kann sich entweder das Sonderheft von Elektor beschaffen, oder sich bei mir melden.

Anregungen und Kritiken an info@top-audio.de