Refreshing für Infinity Boxen
Refreshing am Beispiel der Beispiel an der Quantum 4 Weiche mit der Oberstufe
Wer hätte das gedacht? Auch bei der betagten Quantum Q 4, der kleineren Variante der Q 3, ist mit dem richtigen Refreshing auch noch was zu machen. Bei dieser Box waren aber noch einige extra Arbeiten fällig. Neben der Sickenreparatur gab ein Mitteltöner keinen Ton mehr von sich und Hochtöner hatten deutlichen Flugrost. Die Boxen standen wohl längere Zeit im feuchten Raum.
Im
Bild rechts ist die komplette Weiche der Q 4 vor der Bearbeitung zu
sehen, also im Original Zustand. Hier bietet sich das typisch chaotische Bild der Infinity Weichen. So
wurde auch hier, wie bei allen von mir bearbeiteten Weichen, erstmal eine
Bestandsaufnahme gemacht. Das heißt, die Bauteilebestückung wurde mit den mir
vorliegenden Plänen verglichen um späteren Ärger wegen falscher Teile aus dem Weg
zu gehen. Schließlich sollten ja alle Werte wieder den von Infinity berechneten
Originalwerten entsprechen. Fehler aufgrund von "Schludrigkeit"
sind bei mir nicht vorgesehen.
Der
Neuaufbau wird bei mir immer gründlich und so sorgfältig, wie möglich gemacht.
Nach der Entkernung der Weiche wird alles erst noch mal gereinigt, die Lage der
alten und neuen Bauteile neu bestimmt und diese dann montiert. Damit die
Kabelverbindungen keine unnötig langen Wege bekommen, werden die Bauteilpositionen
vorher so optimiert, dass auch wirklich kurze Wege zustande kommen können. Wie das dann aussieht ist im Bild links in einem
Zwischenstadium zu sehen. Erst danach wird die neue Verkabelung vorgenommen.
Und
so, wie im Bild links sehen nun die neu aufgebauten Weichen
aus. Beim Bassteil der Weiche habe ich einen physikalisch geschickten Schachzug
angewendet. Im Original sind hier wegen des Doppelspulen Bass-Chassis auch zwei
Weichenzüge notweniger Weise vorhanden. So ist in jedem Zug ein großer Kondensator mit dem Bass
in reihe geschaltet. Das ist soweit ja noch nichts besonderes. Bedenkt man aber,
das hier der gesamte Strom durch den Kondensator und den Bass fließt, wird einem
schnell klar, dass sich wegen des großen Stromes bei großen Lautstärken auch
eine entsprechende Wärmentwicklung im Inneren des Kondensators entwickelt, die
ihn folglich auch viel schneller altern lässt.
Damit dies nun nicht mehr passiert, habe ich anstelle eines neuen Kondensators das inzwischen bekannte und sehr gut funktionierende BCS eingesetzt. Der Vorteil bei dieser Beschaltungsvariante liegt auf der Hand. Es fließt bei gleicher Lautstärke zwar immer noch der gleiche Strom durch den (die) Kondensator(en), aber dieses mal wird der Strom durch alle Kondensatoren verteilt. Das Ergebnis ist für jeden einzelnen Kondensator nur 1/6 des ursprünglichen Stroms. Damit lebt der (mehrfache) Kondensator entsprechend auch mehrfach so lange, weil auch die Wärmeentwicklung nun nur noch einen Teil des Gesamten beträgt. Dazu kommt aber als angenehmer Nebeneffekt, das nun der Strom nicht mehr durch eine einzige Leitung fließt, sondern durch viele parallele Leitungen (wegen der vielen Kondensatoren). Damit wird folglich auch der "Kabelquerschnitt" vermehrfacht, was durchaus auch Sinn macht, weil bei meinen Arbeiten auch generell die dünne Verkabelung deutlich "verbässert" wird.
Das Ganze ist aber noch in finanziell zivilen Rahmen geblieben, wenn man dabei den Gesamtwert der Q 4 betrachtet. Obwohl in der Weiche der Q 4 nur recht wenige Bauteile untergebracht sind und diese nun der Refreshingingmaßnahme unterzogen wurden, kann man nach getaner Arbeit von einem eher unerwartet großen Erfolg sprechen. Nicht zuletzt wegen der bekannt guten Watkins mit neuen Sicken (Bild rechts) haben sich die Q 4 neue Liebhaber (mich und einige Besucher) erschlossen.
Bei
diesem Watkins war nicht nur die Sicke fällig, sondern auch eine quasi
Wiederherstellung eines Teils der Membrane, weil diese durch mir unbekannte
Einflüsse einen hässlichen weißen Fleck auf der Oberfläche hatte (siehe auch
Bild links). Die Konsistenz hatte etwas von Schimmel oder ähnlichem. Keiner weiß
das so genau. Die Membran wurde aber soweit von diesen unbekannten Resten
befreit. Die
Membranen beider Watkins wurden nun einer gründlichen Reinigung mit größter
Vorsicht unterzogen. Danach bekamen die Membranen eine Verstärkungsschicht, die
auch dafür sorgt, dass die Membran selber gut aushärtet und somit zugleich gegen
Partialschwingungen präpariert. Danach wurde noch eine gut aussehende, schwarze
Schicht aufgetragen, die auch eine weitere Versteifung der Membranen mit sich
brachte.
Wie
oben schon gesagt, hat ein Mitteltöner keinen Ton mehr von sich gegeben. Nach
dem Ausbau konnte ich dann auch keinen Durchgang mehr fest stellen. Also musste
der auseinander genommen werden, um der Sache auf den Grund zu gehen. Dabei hat
sich gezeigt, dass nicht die Schwingspule das Problem war, sonder deren
Zuleitung über den Schwingdraht. Was war passiert? Die frei bewegliche
Verbindung vom Anschluss zur Schwingspule war mit einer ausgehärteten Isolierung
überzogen. Diese Isolierung hatte einen kaum sichtbaren Bruch (Bild links),
durch den Sauerstoff eindringen konnte. Der hat nun dazu geführt, dass die darin
liegende Kupferleitung - der Schwingdraht - oxidierte und damit das Kupfer
annähernd vollständig zerfressen war. Damit war der Kontakt beendet. Dieser
Bereich wurde dann komplett frei gelegt, die alten Reste entfernt, und dann ein
neuer Schwingdraht eingezogen, der nun bis direkt an die Schwingspule geführt
wurde. Alles wurde dann noch gut befestigt und versiegelt und dann die
Anschlüsse wieder hergestellt.
Die
Hochtöner waren da schon besser dran. Sie hatten lediglich optische Mängel. Die
Oberfläche der verchromten Frontplatten hatten durch eine feuchte Lagerung der
Boxen deutliche Rostspuren. So wurden die Emits ausgebaut und die Frontfläche
gründlich gereinigt. Danach habe ich versucht, so gut es noch ging, den alten
Chrom wieder zum Glänzen zu bringen. Eine Neuverchromung wäre dann doch zu teuer
geworden, obwohl das sicher noch besser ausgesehen hätte.
Das
Anschlussfeld im linken Bild zeigt das ursprüngliche Zustand, das bei der
Quantum 4 nur einen Anschluss von losen Kabeln mit kleinem Querschnitt (1,5 mm²) oder
Bananenstecker erlaubt hat. Die mickrigen und für die damalige Zeit sicher ganz
ok. Anschlussklemmen sind nun gegen stabile und vergoldete
Vollmetallpolklemmen (im Bild rechts gut zu sehen) getauscht worden. Diese können
nun bis zu 10mm² Kabel aufnehmen und es können auch weiterhin Bananenstecker
verwendet werden.
Zu allen Chassis wurden neue Kabel mit deutlich größerem
Querschnitt gezogen, da die ursprünglichen der neuen Weiche nicht
mehr ebenbürtig waren. Beim Watkinsbass muss man dabei besonders die Anschlüsse
für die 2- und 4-Ohmspule beachten. Wenn da etwas falsch angeschlossen wird,
bekommt man dies sofort mit einem schlechteren Bassverhalten quittiert. Selbst der Hochtöner hat ein neues OFC Kabel bekommen (siehe auch bild links dazu). Die
neuen Kabel zusammen mit der Weichenbehandlung haben selbst bei der Oberstufe
deutlich hörbar einen Klanggewinn gebracht.
Nach der Gesamtkur war es natürlich auch bei dieser Q 4 spannend zu hören, was da nun rauskommt. Das Ergebnis
war für mich auch trotz der Erfolge von anderen Aktionen noch erstaunlich. So kamen besonders die
schon betagten Emits ganz
erheblich präziser und abgelöst von den Lautsprechern. Der Mittelton hat sich
nun mit einer weit angenehmeren Präsenz dargestellt und an
Raumtiefe gewonnen. Im Bass war schon wegen der 6-fachen Kondensatoren ein
Gewinn zu erwarten, jedoch kam der nun doch noch knackiger und trockener und
keineswegs wummernd. Vorher konnte man von schwammigem und unkontrolliertem Bass
reden. Das war nun aber entschieden anders. Er erschien förmlich sauber und
kontrolliert, so wie es bei einem guten Bass auch sein sollte.
Das gesamte Zusammenspiel der neuen Weichenbauteile und der teilweise neuen Verkabelung hatte einen sehr großen Klanggewinn. Die verbesserten klanglichen Eigenschaften sind im Vergleich zu vorher ganz deutlich hörbar. Angenehm ist nun auch die deutlich gesteigerte Luftigkeit in den Höhen. Das liegt auch auch an den zusätzlich integrierten Impulsübertragern, die im Original nicht vorhanden waren.
Wie man hier sieht bzw. hören kann, lohnt sich auch bei älteren Modellen durchaus eine Refreshingmaßnahme, zumal sie bei diesem Modell auch gar nicht so teuer ist.