Refreshing für Infinity Boxen
Refreshing am Beispiel der Kappa 6
Man sollte es kaum für möglich halten, aber auch die etwas kleinere Kappa 6 ist ein interessanter Kandidat für ein eine sinnvolle Refreshingmaßnahme. In der Frequenzweiche der Kappa 6 (und auch in fast allen anderen Modellen und Marken) sind diverse Bauteile zur Unterteilung der Frequenzen verbaut. Diese können mit zunehmendem Alter ihre elektrischen Werte so verändern, das die ursprünglich berechnete Frequenz nun nicht mehr genau eingehalten wird. Die Werte speziell der Kondensatoren steigen in ihren Werten unkontrollierbar an.
Das hat zur Folge, das die daraus resultierende Frequenz deutlich nach unten fällt. Leider passen sich die Fähigkeiten des Hochtöners nicht dieser veränderten Situation an, mit dem Ergebnis, das diese eben aufgrund der nun vorliegenden Überlastung durchbrennen. Über diese Tatsache sind sich die meisten Besitzer einer Kappa 6 und auch anderer Modelle gar nicht im klaren und schieben den vermeintlichen Fehler auf den Verstärker. Dieser aber ist oft gar nicht der Schuldige. Auch wenn die Bestückung der Kappa 6 eher spartanisch ausfällt, lohnt es sich dennoch, sie zu überabeiten.
Auf den Bildern lässt sich schon von außen eine Veränderung erkennen. Die originalen Polklemmen (Bild links)
werden schnell brüchig. Das ist eine bekannte "Krankheit" , die mit den Jahren
kommt, weil auch der Kunststoff einem Alterungsprozess unterliegt. Erfahrungsgemäß brechen
auch die durchbohrten Gewindestangen gerne ab. Ebenso gibt es Probleme mit durchdrehenden Kunststoffkappen,
wenn sie denn nicht gleich zerbrechen. Ein solider Anschluss ist dann nicht mehr möglich, wenn man von der ohnehin schon frechen Begrenzung auf 1,5 mm² Kabelquerschnitt absieht. Alles Andere bedeutet Konfektionierung der Kabel, Aufwand und Kosten. Die originalen Polklemmen wurden gegen massive und hochwertige, vergoldete Typen (Bild rechts) getauscht und fassen nun 10mm² Kabel.
Aber das ist bei mir mittlerweile schon Standard. Auf Konfektionierungsarbeiten kann durch diese Maßnahme verzichtet werden.
Was hier am Bild rechts gleich auffällt, sollte auch nicht unerwähnt bleiben. Da die Regler so sehr korrodiert waren, kam eine Reparatur dafür auch nicht mehr in Frage, zumal der Regelebereich, wenn er denn mal da war, so gering ausfiel, dass es sich schlicht nicht gelohnt hätte. So wurden diese komplett entfernt und durch ein Widerstandsarray ersetzt. In die ehemaligen Löcher wurden dann Sicherungen eingebaut, die es erlauben im Falle einer Überlastung und damit einer Durchschmelzung, diese schnell und ohne großen Aufwand zu ersetzen. Das Besondere ist in diesem Fall aber die Tatsache, das nun sogar der Polydome eine Sicherung bekommen hat. Das gibt es im Original überhaupt nicht.
Im
linken Bild ist die Oberseite der Weichenplatine im Originalzustand zu sehen.
Eine Bestückung gibt es hier nicht, weil diese wie oben schon gesagt eher
spartanisch ausfällt. Die Unterseite ist nicht
gerade mit großen Bauelementen bestückt, wie im rechten Bild zu sehen ist. Das
mag für die Grundausstattung der Kappa 6 durchaus noch ok. gewesen sein. Mann
darf hierbei auch nicht vergessen, dass hier aus Platzmangel auch nicht so
üppige Verhältnisse vorliegen. Genau dies war dann aber auch für mich eine
Herausforderung, auf kleinstem Raum dennoch mit "großen" Bauteilen zu arbeiten.
Da
in diesem Fall die Refreshingstufe "Oberstufe" ausgewählt wurde, fallen die
Bauteilabmessungen schon ganz erheblich mächtiger aus. Aufgrund der engen
Platzverhältnisse mussten einige Bauteile gewissermaßen "gestapelt" werden,
damit auch wirklich alle Teile ihren Platz finden. Dazu mussten zumindest ein
paar wenige Bauteile noch oben gelegt werden. Wie das gelungen ist, kann
man im Bild links sehen. Eine Besonderheit bei einer Bauteilegruppe war deren
Größe im Vergleich zum vorherigen Original. Da diese Gruppe nicht mehr auf der
Platine unter gebracht werden konnte, habe ich diese kurzerhand "ausgelagert".
Dabei kam mir der freie Raum neben der Trägerplatine zu Hilfe. Es hat sich
förmlich angeboten, dort diese Gruppe unter zu bringen. Auf dem Bild rechts ist
auch sehr gut zu sehen, wie die neuen Sicherungen und die Verkabelung
untergebracht sind.
Bei der Unterseite der Platine musste ich besonders gut mit dem Platzangebot
haushalten, aber auch das ist mir ganz gut gelungen, wie man im linken und
rechten Bild sehen kann. Bei der Verkabelung habe ich
dafür gesorgt, das auch bei gelöster Platine diese hoch geklappt werden kann, ohne
dass dafür die Verbindungen zu den Polklemmen getrennt werden müssen. Das ist
ein Stück meiner Vorsehungen für einen eventuellen späteren Service. Bei der Weiche wurden
selbstverständlich alle vom Alterungsprozess betroffenen Teile komplett gegen neue
und sehr hochwertige, dem heutigen Stand der Technik entsprechende, ausgetauscht.
Hier
im Bild rechts ist noch einmal die bei mir schon zur Gewohnheit gewordene hohe
Packungsdichte zu erkennen. Das sind Arbeiten, an die sich längst nicht jeder
Fachmann heran wagt, weil es auch eine Menge Geschick erfordert und dabei auch
noch der Überblick behalten werden muss. Hier ist auch sehr schön zu sehen, wie
es aussieht, wenn bei einem Servicefall die Platine aufgeklappt ist. Es geht
auch ohne jegliche Löterei, wie es im Original der Fall wäre. Diese von mir
eingebaute "Servicefreundlichkeit" versuche ich übrigens immer, wenn es
irgendwie geht zu integrieren.
Nach der für eine Kappa 6 immer noch recht aufwendigen Refreshingmaßnahme war wegen der doch recht hochwertigen Teile eine wunderbar räumliche Tiefe zu erwarten, was auch tatsächlich feststellbar war. Die Emits konnten nun wieder - oder besser erst recht - beweisen, welches Potential schon immer ihnen steckte, das aber über die Jahre immer mehr verloren ging. Sie klangen nach der Bearbeitung der Weiche kristallklar und ungewohnt sauber.
Die Instrumente standen nun scheinbar plastisch zum Greifen nahe im Hörraum, vor allem aber punktgenau an einer definierten Stelle auf der virtuellen Bühne. Sie hatten deutlich mehr Körper, insbesondere Bongos und Gitarren. Abschließend könnte man sagen, das aus der Kappa 6 wieder die Box geworden ist, die der Besitzer ehemals neu gekauft hat. Mehr noch. Man könnte sagen, das er nun eine noch bessere Box hat, als sie ursprünglich mal hergestellt wurde. Es wäre schade, wenn solch ein Potenzial nicht wieder freigegeben worden wäre. Diese Boxen haben es wirklich verdient, noch lange zu leben. Mit dieser Tuningaktion hat der Besitzer alles dafür getan.
Allen Kritikern gegenüber diesen Arbeiten sei gesagt, dass sie sich erst einmal die Ergebnisse persönlich anhören sollten, bevor sie sich ein Urteil anmaßen, zu dem sie nicht im geringsten einen Bezug nehmen können. Nur wer es selbst gehört hat, kann sich auch ein Urteil erlauben. Alle Anderen, die solche Arbeiten vorverurteilen, sind daher nur unseriöse Schwätzer ohne jegliche glaubhafte Grundlage!