Tuning am Beispiel einer ProAc Supertower

Hier wird das Tuning bzw. die Reparatur einer ProAc Supertower beschrieben

Die hier beschriebenen Lautsprecher sind die schon in die Jahre gekommenen Supertower von ProAc. Es sind Bassreflexboxen mit zwei Wegen und zwei Bässen. Die Besonderheit bei diesen Boxen aber ist deren ungeheures Gewicht im Verhältnis zur Größe. Das erklärt sich wie folgt. Die sehr stabilen Gehäuse beherbergen im Inneren noch eine Sandfüllung im unteren Bereich. Dieser Sand soll das Klangbild im Bass verbessern, was man im Grunde auch von den eigenen Höreindrücken bestätigen kann.

Angefangen hat diese Aktion eigentlich "nur" mit der Reparatur der Sicken. Diese können bei allen Marken und Modellen mit den Jahren zerfallen. So auch bei den hier beschriebenen ProAc Supertower. Der Sickentausch war im Grunde auch keine besondere Angelegenheit. Das Ergebnis ist in den Bildern links (vorher) und rechts (nachher) zu sehen. An dieser Stelle möchte ich mich auch mal für die hervorragenden Arbeiten meines Sickenspezialisten bedanken. Dessen Arbeiten sind von ausgezeichneter Qualität bei sehr günstigen Preisen.

Als jedoch die reparierten Bässe wieder eingebaut waren und wir eine erste kontrollierende Hörprobe gemacht haben, hat sich gezeigt, dass in diesen alten Boxen ein ausgezeichnetes Potenzial von den Chassis vorhanden war.

Das aber hat dann zu den Überlegungen geführt, ob da nicht noch mehr geht. Und so hat sich aus den Überlegungen ein Beratungsgespräch entwickelt, was am Ende in einem Tuningauftrag mündete. Es wäre eine Schande, wenn man aus solch fähigen Boxen nicht das allerletzte heraus kitzeln könnte. Und so habe ich mir Gedanken zur Umsetzung der Angelegenheit gemacht und die Möglichkeiten abgeklopft.

Dazu habe ich natürlich erstmal die gesamte Umgebung (die Technik) ermittelt und dann aus den mir vorliegenden Weichen eine Schaltung erstellt und mit deren Hilfe dann wiederum eine Kalkulation der Neugestaltung gemacht. So konnte ich mit den Vorgaben eine optimale Zusammenstellung der Zutaten erreichen. Die Wahl der Bauteile sollte etwas besonderes und extrem hochwertiges sein, aber die Chassis mussten da auch mithalten.

Den "Bass"-Bereich bis ca. 1500 Hz haben zwei konventionelle Bässe, aber mit extrem starkem und großem Magnet bedient. Den Bereich ab 1500 - 4800 Hz hat ein Kalottenhochtöner bedient. Damit ist dies also eine 2-Wege-Bass-Reflexbox.

Diese Chassis sind nun in ein extrem stabiles und schwingungsarmes Gehäuse eingebaut. Das Gehäuse selbst ist sehr stabil und robust aufgebaut. Der Bereich unterhalb der Bassreflexrohre wurde in einer geschlossenen Kammer mit Sand gefüllt. Der soll für ein besseres Klangbild sorgen. Ob dies tatsächlich so ist, wird später noch beschrieben. Das Gehäuse selbst ist außen mit einem schwarzen Furnier belegt. Die Verarbeitung insgesamt ist sehr ordentlich und sauber ausgeführt. Das lässt eigentlich einiges erwarten.

Auf der Front sind noch zwei dezente und unauffällige Schalldurchlässige Stoffabdeckungen vorgesehen, welche die kompletten Chassis abdeckt. Die Schalldurchlässigkeit ist ausgezeichnet und bietet auch mit angebrachter Abdeckung ausreichend Freiheit für die Schallverbreitung.

Da sich die Bauteile der ursprünglichen Weiche sehr spartanisch darstellen, hat sich hier das Potential zur Verbesserung angeboten. So habe ich mich dann entschieden, für den Bassbereich eine völlig neue Spule mit deutlich geringeren Eigenverlusten unter zu bringen. Da die originale Spule mit einem Ferritkern bestückt waren, brachten diese auch die Nachteile von solchen Spulentypen mit sich. Sie neigen bei großen Pegeln zu Verzerrungen. Das aber sollte bei einer Zweiwegebox besser nicht sein, da gerade der für unser Ohr so wichtige Frequenzbereich bis über 100 Hz mit der größten Empfindlichkeit gehört wird. Hier musste eine möglichst saubere Signalübertragung zum Einsatz kommen.

Somit kam auch nur noch eine Hochwertige Luftspule zum Einsatz, die den Anforderungen gerecht werden konnte. Allerdings bringen genau solche Spulen auch einen Nachteil mit sich. Die reine Baugröße. Die Abmessungen sind im Vergleich zur vorherigen Kernspule schon enorm. Ein Blick auf das Bild rechts zeigt den drastischen Unterschied schon rein optisch. Von der technischen Seite hat die neue Luftspule aber auch was zu bieten. Sie hat einen deutlich dickeren Leitungsquerschnitt und damit einhergehend auch eine deutlich geringeren Innenwiderstand. Dank des nun fehlenden Kerns bleiben Verzerrungen bei hohen Pegeln ein Fremdwort.

Im Hochtonbereich der Weiche wurde nun aber schon fast eine im Verhältnis zu vorher übertriebene Materialschlacht betrieben. Hier wurde schon eine kleine Armada an Bauteilen eingesetzt, die jedes für sich den optimalen Einsatz gewährleisten. Damit konnte auch sicher gestellt werden, dass für jeden Frequenzbereich das passende Bauteil eingesetzt werden kann. Da jeder Frequenzbereich im optimalen Fall auch die optimalen Bauteile erforderlich macht, diese aber in der industriellen Produktion die Kosten bei weitem sprengen würden, wurde hier, wie allgemein üblich, ein Kompromiss geschlossen, der keineswegs optimal ist.

Ich habe an dieser Stelle aber tatsächlich die verschiedenen Frequenzbereiche mit den passenden Bauteilen bedient, so dass hier auch eine optimale Übertragung der Musiksignale ermöglich wird. Selbstverständlich werden hierbei auch die Verluste in der Weiche deutlich reduziert. Das ist übrigens auch extrem wichtig im Rahmen meiner Bemühungen, mit meinen Arbeiten auch einen positiven Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Denn ab sofort folgen alle meine Arbeiten einer von mir selbst gesetzten Ökoline.

Das auf den Weichen nicht einfach nur die alten Bauteile gegen neue ausgetauscht werden, kann jeder schon alleine an den Bildern deutlich erkennen. Die für den jeweiligen Einsatz optimierten Bauteile werden auch zu sinnvollen, dem Zweck dienenden "Paketen" gruppiert. Natürlich machen solche "Pakte" nur da Sinn, wo sie auch tatsächlich etwas zur Verbesserung beitragen können. Das gilt immer nur da, wo auch das komplette Musiksignal durch ein Bauteil hindurch müssen. An diesen Stellen habe ich auch meine Intensionen angesetzt um das angestrebte Ziel zu erreichen. Wie das dann aussieht ist ja auf den Bildern der Weiche mehr als deutlich zu sehen, auch wenn nicht jedem diese aussagekräftig erscheinen.

Nur so kann zum Einen meine Ökoline eingehalten werden und zum Anderen auch ein drastisch gesteigerter Klanggewinn erzielt werden. Wenn man diesen "Gewinn" in Zahlen ausdrücken kann, dann ginge das wohl noch am besten mit Gewinn in Prozenten. So hat sich zwischenzeitlich herausgebildet, das ein durchschnittlicher Gewinn von ca. 80 % durch meine Arbeiten zu verzeichnen ist. Das ist mit keiner noch so teuren Elektronik der Welt zu erzielen, wenn nicht gerade der Vergleich zwischen einem MP3-Player und einer Luxus-Edel-High-End-Kette angestrebt wird.

Bei den Arbeiten musste ich die Weiche so geschickt anordnen, dass zum Einen alles seinen Platz findet, aber zum Anderen auch der begrenzte Platz in der Box maximal ausgenutzt wurde, ohne dabei klangliche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Selbstverständlich wurde auch die gesamte Verkabelung erneuert bzw. gegen hochwertige ausgetauscht.

Auch bei den Anschlussklemmen konnte durch den Austausch gegen sehr hochwertige Polklemmen in vergoldeter Ausführung ein Teilgewinn verzeichnet werden, weil damit die oben angesprochenen Verluste wiederum verringert werden konnten. Die originalen Poklemmen waren zwar recht wuchtig ausgeführt, jedoch wurden sie aus billigem und vernickeltem Material herstellt, was deren Wert nicht gerade hoch erscheinen lässt.

Und wie das nun im Detail aussieht, ist auf den vergleichenden Bildern links (vorher) und rechts (nachher) deutlich zu sehen. Die neune Klemmen sind nun auch gegen unbeabsichtigte Kurzschlüssen durch eine voll umfassende Isolierung geschützt. Selbstverständlich können hier sowohl lose Kabel bis 10 mm² als auch Bananenstecker und Kabelpins oder Gabelschuhe zur Verbindung mit dem Verstärker eingesetzt werden.

Das Ergebnis war für mich eigentlich schon erwartet worden, aber dass es tatsächlich so gut klingen konnte, war für mich schon ein gewisses Erfolgserlebnis. So spielten besonders die Bässe ganz präzise, extrem tief, trocken und druckvoll. Die Kalotten hatten eine sehr gute Raumtiefe ermöglicht. Man sollte es kaum für möglich halten, was da aus den im Verhältnis zu den von mir gewohnten Modellen, kleinen Boxen an Musikalität heraus kam. Das sind wirkliche Spaßmacher Boxen, die es faustdick hintern den Chassis haben. Es sind nun Lautsprecher mit relativ kleiner Stellfläche und damit geringem Platzverbrauch bei gleichzeitig "großer Erscheinung". Das gesamte Zusammenspiel der neuen Weichenbauteile und der Verkabelung zusammen mit den Chassis stellte eine hervorragende Symbiose dar.

Der damalige Neupreis lag bei ca. 5000,- DM / 2500,- Euro und nach meiner Bearbeitung kann man festhalten, dass sie mit den neunen Sicken und der komplett umgebauten Weiche durchaus wieder einen sehr hohen Marktwert bekommen hat. Wer Interesse an eine Hörprobe hat, kann sich bei mir melden und ich werde dann ein Treffen mit dem Besitzer in Bergisch Gladbach arrangieren.