Refreshing für Infinity Boxen

Neuaufbau am Beispiel einer schlecht gemachten Kappa 8

Der Besitzer dieser Kappa 8 hat sich bei mir gemeldet und hat sich darüber beklagt, dass seine Boxen trotz eines voran gegangenen "Weichenrefreshings" reichlich müde und matt klingen. Es ist schon ärgerlich, wenn man sich frisch zurecht gemachte Boxen für viel Geld kauft und dann so eine Ernüchterung in Sachen Klang erleben muss. Was ist da passiert?

Bei dieser Kappa 8 hat sich ein - nennen wir ihn mal - "Bastler" an der Weiche versucht. Seine sichtbar unprofessionelle Arbeit zeugt ganz deutlich von seiner fachlichen Unwissenheit. Lautsprecherweichen tunen ist nun mal nicht jedermanns Sache. Dieser Zeitgenosse hat so einiges in kritischen Bereichen falsch gemacht. Da wurde z.B. an einer Stelle, an der ein Elko mit einem Wert von 60µF im Original sitzt, ein neuer Elko von 68µF (im Bild links rot eingekreist und rechts mit dem Pfeil von unten markiert) eingesetzt. Der Grund dafür dürfte klar sein. Den Wert von 60µF bekommt man hierzulande nur sehr schwer bis gar nicht zu kaufen. Also hat der "Spezialst" kurzerhand an der Stelle einen käuflichen 68µF genommen, weil der im Wert am nächsten am Original liegt.

Trotzdem ist der Wert falsch, weil die ursprünglich berechnete Weiche mit diesen 60µF eine perfekte Anpassung an die übrige Umgebung aufweist. Mit dem 68µF Typ wird diese perfekte Abstimmung aber nicht mehr eingehalten. Die Folge durch diesen zu hohen Wert ist eine gefährliche Absenkung der Frequenz in dem betroffenen Weichenweg. Daraus resultiert wiederum eine Überlastung des daran angeschlossenen Chassis. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis das Chassis das zeitliche gesegnet hat. Der Ärger und die folgenden Kosten sind vorprogrammiert.

Das Gleiche hat er auch noch mit dem Elko oben rechts (im Bild rechts oben der Pfeil von rechts) gemacht. Dort gehört im Original ein Wert von 20 µF hin. Weil aber auch dieser nicht direkt zu bekommen ist, wurde auch hier einfach mal der nächste passende Wert genommen: 22µF. Das sind schon ganze 10 % Abweichung, was ich mir nie erlauben würde. Dafür würde ich mich mehr als nur schämen. Unser "Bastler" hat das wohl deutlich lockerer gesehen und dem Kunden diesen "Murks" zu gemutet.

Was kann man daraus lernen? Die ursprünglichen Werte, auch wenn sie noch so krumm sind, haben ihre Begründung. Die Entwickler bei Infinity haben sich bei der Berechnung etwas gedacht und deshalb sollte man deren Fähigkeit niemals in Zweifel stellen! Ich für meinen Teil mache das nicht. Ich respektiere die Entwicklungsarbeit und halte mich absolut exakt an die Vorgaben und deren Werte.

Doch damit noch lang nicht genug. Da wurden an verschieden Stellen mehrere Kondensatoren zu einem gemeinsamen Paket geschnürt um einen gewünschten Wert zu bekommen. Das ist soweit ja auch ok. Was aber dabei nicht ok ist, dass an den Anschlussdrähten eines Kondensators die Anderen mit ihrem Draht einmal umgeschlagen wurden und dann der Rest des Drahtes abgeschnitten. Damit wird zum einen eine ungleichmäßige Belastung und Stromführung durch alle gemeinsamen Kondensatoren erzwungen und zum Anderen der Gesamtleitungsquerschnitt unnötig reduziert. Dazu kommt noch, dass auf beiden Weichen (linker und rechter Kanal) offenbar unterschiedliche Bestückungen gemacht wurden (Vergleiche hierzu Bild links und rechts im rechten Randbereich). Der Grund dafür ist für mich unverständlich.

Als nächstes ist mir die ziemlich "schludrige und lieblose Arbeit" aufgefallen. Die Bauteile haben zwar einen Klecks Kleber bekommen, jedoch hat dieser mit dem Untergrund keine feste Verbindung. Dann kann man auch ganz darauf verzichten. In dieser Arbeit konnte ich kein Qualitätsbewusstsein entdecken. Dem Erbauer dieser Weichen scheinen die Verarbeitungsqualitäten völlig egal zu sein, sonst hätte er sich sich wohl etwas mehr bemüht, eine ordentliche Arbeit abzuliefern. Mit dieser Einstellung kommt man aus meiner Sicht jedenfalls nicht allzu weit.

Leider wurden hier auch Bauteile der beinahe untersten Schublade verwendet, was darauf hindeutet, dass offensichtlich nicht viel Wert auf hohe Qualitäten und guten Klang gelegt wurde. Obendrein wurden auch nicht alle Bauteile gewechselt, besonders nicht die Teile im hoch belasteten Bassbereich. Eine inkonsequente Art der Arbeit aus meiner Sicht. Das ist für mich eine beschämende Art, Boxen zu verkaufen, die möglichst viel Gewinn abwerfen sollen, dabei aber möglichst nichts kosten dürfen. In meinen Augen ist das ein trauriges Armutszeugnis. Die Kunden haben für ihr gutes Geld doch mehr verdient.

Für mich hat dies nur eines bedeutet. Die komplette Weiche entkernen und neu aufbauen, damit hier wieder eine gewisse Highendige Ordnung herrscht.

Nun kommen wir zur Weiche selbst. Wie oben schon gesagt, wurde zuerst mal die Bestückung mit dem Plan verglichen. Ist alles aufgenommen, geht es an die Entkernung der Weiche. Alle alten und dem Verschleiß unterlegenen Bauteile werden entfernt und durch geeignete, aber doch hochwertigere Bauteilzusammenstellungen ersetzt. Das klingt zunächst mal kompliziert und das ist es am Ende auch (wenn man von der Materie nicht die notwendige Kenntnis hat). Da ich aber gerade damit schon eine Menge an Erfahrungen gemacht habe, stellt sich für mich nicht dieses Problem.

Die neu bestückte Platine ist nun deutlich mehr gefüllt. Die neuen Bauteile sind aufgrund der aufwendigeren Herstellungstechnik auch um einiges größer, als die ursprünglichen. Dazu kommen noch die von mir ausgeführten Mehrfachbestückungen anstelle nur eines passenden Bauteils. Dadurch gibt es aber naturgemäß auch ziemliche Platzprobleme. Aber diese habe ich durch geschickte Anordnungen der Bauteile erfolgreich umgangen. Dennoch wird es auf der Platine schon sehr eng, was besonders auf dem Bild links zu sehen ist.

Bilder von den Anschlussfeldern habe ich mir hier dieser Stelle erspart, da diese, wie bei allen meinen Arbeiten immer wieder die selben sind. Diese Bilder würden dann irgendwann auch langweilig wirken. Natürlich wurden auch bei dieser Weiche die guten vergoldeten Polklemmen verwendet.

Das klangliche Ergebnis dieser "zweiten", aber dieses mal von mir gemachten und damit richtigen Refreshingaktion, ist, wie bereits üblich bei mir, von der allerfeinsten Sorte. Die Klangberichte gleichen sich ja doch immer wieder, so dass ich mir das in diesem Fall auch mal erspart habe. Ein Bericht über die klanglichen Eigenschaften vom Besitzer speziell dieser Weiche steht noch aus und wird selbstverständlich nach gereicht.